Page 47 - Landinfo Heft 1/2019 - Schwerpunkt Staatsschule für Gartenbau
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Gartenbau und Sonderkulturen





       Dr. Kirsten Köppler


       „Nachhaltiger Pflanzenschutz gegen

       invasive Schaderreger im Obst- und

       Weinbau“ (InvaProtect)


       Ergebnisse des grenzüberschreitenden INTERREG V-Projektes



       Über  drei  Jahre  forschten  Wissenschaftler  und  Wissenschaftlerinnen  in
       Zusammenarbeit  mit  der  Pflanzenschutzberatung  der  Oberrheinregion  in
       Deutschland,  Frankreich und der Schweiz unter Leitung des Landwirtschaft-
       lichen Technologiezentrums Augustenberg  (LTZ)  in  Karlsruhe  an  invasiven
       Schaderregern,  die  eine  Gefahr  für  den  Obst-  und Weinbau  sowie  für  die
       Kulturlandschaft am Oberrhein darstellen.



           er Naturraum Oberrhein ist maßgeblich   die EU-Partner zur Hälfte über den Europä-
       Ddurch seine kleinteiligen Flächen des   ischen Fonds für regionale Entwicklung (EF-
       Obst- und Weinbaus geprägt, die zusammen   RE) und zur anderen Hälfte über jeweilige
       mit Saumstrukturen Lebensräume für zahl-  Eigenleistungen der kofinanzierten Partner.
       reiche Tier- und Pflanzenarten bieten. Invasi-  Für die Schweizer Partner beteiligten sich die
       ve Schaderreger, wie die Kirschessigfliege   Kantone Basel-Landschaft, Aargau und Solo-
       (Drosophila suzukii), Marmorierte Baum-  thurn sowie das Forschungsinstitut für Biolo-
       wanze (Halyomorpha halys), Bläulingszikade   gischen Landbau (FiBL) mit einem Betrag
       (Metcalfa pruinosa), Maulbeer- und Rote   von ca. 270.000 €.
       Austernschildlaus (Pseudaulacaspis pentago-
       na, Epidiaspis leperii), die Scharkakrankheit
       im Obstbau sowie die Phytoplasmose Flave-  Schwerpunkt Kirschessigfliege
       scence dorée (FD), Schmierläuse und Blatt-
       rollkrankheiten der Reben stellen nicht nur   Schwerpunkt des Projektes war die Kirsches-
       eine Bedrohung der Kulturpflanzen dar; sie   sigfliege. Hier wurden Untersuchungen zur
       können auch die natürlichen Lebensräume   Biologie, Epidemiologie und zum Verhalten
       durch Schädigung der Wildarten, Beeinträch-  (z.B. Überwinterung, Populations- und Aus-
       tigung der Nahrungsgrundlage für dort le-  breitungsdynamik, Wirtspflanzenspektrum,
       bende Tiere oder Verdrängung heimischer   natürliche Gegenspieler), zur Prognose und
       Arten nachhaltig stören. Die besondere Be-  Einschätzung  des  Risikopotenzials für die
       deutung des Projektes liegt demnach in der   Kulturpflanzen sowie zu Regulierungsmaß-
       Kombination aus Integriertem Pflanzen-   nahmen unter Einbeziehung der erarbeiteten
       schutz und der Berücksichtigung sowie dem   biologischen Erkenntnisse durchgeführt. Die
       Erhalt der landschaftsprägenden Kleinstruk-  Ergebnisse wurden in zahlreichen Merkblät-
       turen, die regional unterschiedlich durch   tern als Handout sowie im Internet veröffent-
       Obst- und/oder Weinbau einschließlich ihrer   licht. Zusammenfassend steht am Ende des
       Begleitstrukturen ausgestattet sind.     Projektes jeweils ein Maßnahmenplan für den
                                                Weinbau, Steinobst sowie Beerenobst zur
       Das grenzüberschreitende Projekt InvaPro-  Verfügung. Darin werden die biologischen
       tect mit 30 kofinanzierten sowie assoziierten   Grundlagen im Zusammenhang mit den Wit-
       Partnereinrichtungen und einem Gesamtvo-  terungsbedingungen erläutert, die eine Risi-
       lumen von mehr als 4 Mio. € stellt ein sehr   koabschätzung für die verschiedenen Kultu-
       umfangreiches  INTERREG  V-Projekt  dar.   ren und somit angepasste Regulierungsver-
       Die Finanzierung des Projektes erfolgte für   fahren ermöglichen (Abb.1).



       Landinfo 1 | 2019                                                                                     47
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