Page 51 - Landinfo Heft 1/2019 - Schwerpunkt Staatsschule für Gartenbau
P. 51
Gartenbau und Sonderkulturen
David Endreß
Weinbau in Europa – Was bewegt unsere Nachbarn?
66. Württembergische Weinbautagung in Weinsberg
Im Focus des Weinbautags vom Regierungspräsidium Stuttgart und der Staatlichen Lehr- und
Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) stand in diesem Jahr der Weinbau in
anderen europäischen Ländern. In wenigen Wochen wird Großbritannien höchstwahrscheinlich aus
der EU austreten. Die verbleibenden 27 Staaten werden am 26. Mai das Europäische Parlament wählen
und somit über die zukünftigen Weichenstellungen entscheiden. In seiner Begrüßung führte Dr. Kurt
Mezger, RPS, an, dass diese teilweise als bürokratisch oder praxisfern betrachtet werden, dennoch sei
die Bündelung und das Miteinander in einer globalisierten Welt der richtige Weg in die Zukunft.
Schutzgemeinschaften gegründet Konsument in einem Nebeneinander von
mehreren Systemen orientierungslos bleibt.“
Die deutsche Weinbranche hat im vergange- Neben der dringend benötigten Neuausrich-
nen Jahr die Gründung der Schutzgemein- tung eines Bezeichnungs- und Qualitätssys-
schaften zur Definition der geschützten Ur- tems sieht Schneider große Herausforderun-
sprungsbereiche erreicht. Somit werden ge- gen durch den Klimawandel und die hiermit
zielte Impulse gesetzt, um mit dem Qualitäts- verbundenen Wetterextreme, sowie in der
produkt „Württemberger Wein“ auch Verfügbarkeit des gezielten Pflanzenschutzes.
zukünftig am Markt zu bestehen. Auf euro- Mögliche Lösungswege wären für ihn eine
päischer Ebene wurde eine bedeutende Ver- staatlich bezuschusste Mehrgefahrenversi-
änderung beschlossen: Die Branche ist in der cherung und eine wissenschaftliche Betrach-
Lage, Änderungen der Lastenhefte für die tung des Pflanzenschutzes.
Produktion des Württemberger Weins vorzu-
nehmen, ohne diese in Brüssel genehmigen Die bunte Vielfalt des Weinbaus in der EU
zu lassen. Lediglich grundlegende Angaben, wurde von Referenten aus Österreich, Molda-
wie die Änderung der Herkunftsbezeichnung wien und Frankreich vorgestellt. Vergleiche
oder der Produktkategorie, sind abzustim- lassen sich selten direkt anstellen. Daher wird
men. Weitere Änderungen, beispielsweise be- in den folgenden Aussagen lediglich der ein
züglich Mostgewicht, Rebsorte, Hektar- Abbildung 1: Rebsortenverteilung
in der Steiermark, LWK
höchstertrag oder die Abgrenzung des Ge- Steiermark
biets, werden auf nationaler Ebene entschie-
den und der Europäischen Kommission
lediglich zur Kenntnis übermittelt. Flexibilität
ist und wird immer wichtiger, daher eine
überaus erfreuliche Nachricht.
Neuerungen beim
Weinbezeichnungsrecht
Als erster Referent erläuterte der deutsche
Weinbaupräsident Klaus Schneider, wie wich-
tig die Neuerungen hin zu einem einheitli-
chen deutschen Weinbezeichnungsrecht für
die Branche sind: „Bei zahlreichen Betrieben
hat bereits ein Umdenken stattgefunden, sie
nutzen eigene herabgestufte Qualitätsmodel-
le. Dies birgt jedoch die Gefahr, dass der
Landinfo 1 | 2019 51