Page 33 - Landinfo Heft 1/2019 - Schwerpunkt Staatsschule für Gartenbau
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Betrieb und Markt
Silke Ehrmann und Uwe Eilers
Projekt „DiMaTiMi“: Digitale Management-
und Beratungshilfe zur Verbesserung der Tiergerechtheit
in der Milchviehhaltung
Landwirtschaft und Tierhaltung geraten immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Viele in Politik
und Gesellschaft diskutierte Tierschutzfragen berühren inzwischen auch die Milchviehhaltung.
Lebensmitteleinzelhandel und Verbraucher fordern zunehmend Haltungsbedingungen, die den Tieren
ein möglichst arttypisches Verhalten erlauben und ein hohes Tierwohlniveau gewährleisten. Die Politik
machte den Tierschutz im Jahr 2002 zum Staatsziel und seit 2014 besteht über §11 Abs. 8 des
Tierschutzgesetzes die Pflicht für Nutztierhalter, betriebliche Eigenkontrollen auf Grundlage
tierbezogener Indikatoren regelmäßig durchzuführen. Mittlerweile orientieren sich auch Molkereien
an Tierwohl-Forderungen und formulieren zusätzliche und im Einzelfall auch sehr anspruchsvolle
Anforderungen an die Milchproduzenten.
araus entsteht die große Herausforde- wurde das Projekt „DiMaTiMi“ als Leucht-
Drung für Praxis und Beratung, Bedingun- turmprojekt im Rahmen der Digitalisierungs-
gen für ein hohes Tierwohlniveau auf den strategie des Landes Baden-Württemberg in-
Betrieben zu schaffen und dauerhaft sicher- itiiert. Es versteht sich als effektive Weiterent-
zustellen. Logische Konsequenz ist die Not- wicklung im gewachsenen System und baut
wendigkeit, die Tierwohlsituation und ihre unter anderem auf der App „Q-Wohl-BW“
komplexen Verknüpfungen zu Haltung und auf (Abb. 1).
betrieblichem Management regelmäßig zu
überprüfen und mögliche Schwachstellen zu
beheben. Sinnvoll wäre deshalb ein Instru- Die Ziele Abb. 1
ment, das diese Aufgaben effektiv und fun- Entwicklungspfad von
diert unterstützt. In Anlehnung an „Q-Wohl-BW“ folgt daher Management- und
Beratungshilfen im
auch „DiMaTiMi“ dem 3-Säulen-Modell aus Milchviehbereich
Schon wieder etwas ganz Neues?
Ähnlich der Diskussion um den Stellenwert
des Tierwohls in Gesellschaft und Politik, ist
auch die Entwicklung von Managementhilfen
in der Milchviehhaltung ein dynamischer Pro-
zess. Bisherige Ansätze und Anforderungska-
taloge, sowohl in digitalisierter als auch in
nicht-digitalisierter Form, haben das Tier und
größtenteils auch seine Haltungsumwelt im
Fokus. Einen Hinweis auf mögliche Ursa-
chen von Schwachstellen und wie sie konkret
zu beheben wären, leisten die Systeme in der
Regel jedoch nicht. Aufgrund der komplexen
Zusammenhänge ist der Landwirt häufig auf
einen Berater angewiesen, um Mängel zu er-
kennen und gezielt geeignete Maßnahmen zu
ergreifen. Um also einen weiteren, notwendi-
gen Schritt im dynamischen Entwicklungs-
prozess der Managementhilfen zu gehen,
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