Page 17 - Landinfo Heft 1/2019 - Schwerpunkt Staatsschule für Gartenbau
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Schwerpunktthema





       Matthias Urmetzer


       Prüfung der Anbauwürdigkeit von Stauden und Gehölzen



       Vielfalt ist ein positiv besetzter Wert, das wird kaum jemand bestreiten. Mit der Züchtung neuer Sorten
       stellt  sich  aber  die  Frage,  ob  die  Steigerung  der Vielfalt  eine  Erweiterung  der  Produktpalette  im
       Produktionsbereich oder die Verwendung dieser Sorten in einer dauerhaften Pflanzung rechtfertigt.
       Der Sichtung fällt hier die Aufgabe zu, den gärtnerischen Wert von Pflanzen für die Verwendung zu
       prüfen  und  damit  zu  einer  Sortimentsbereinigung  beizutragen.  Sie  gibt Auskunft  zum  Gartenwert
       einer Sorte innerhalb des Sortiments und bietet sowohl dem Verwender als auch dem Produzenten
       einen Hinweis auf ihre Anbau- oder Verwendungswürdigkeit. Die Staatsschule für Gartenbau ist seit
       Jahrzehnten als eine unabhängige Lehr- und Versuchsanstalt sowohl in der Sichtung von Stauden- als
       auch in der Gehölzsichtung engagiert.

         Organisation der Staudensichtung       roten Laub und an rot gefärbten Stielen über-  Abb 1:
                                                                                         Standorte der Staudensichtung im
                                                zeugen konnte, ansonsten aber nicht ausrei-  Arbeitskreis Staudensichtung des
           ie Staudensichtung wird durch den gleich-  chend standfest, wüchsig noch gesund war.   BdS. Quelle: www.
       Dnamigen Arbeitskreis  beim Bund deut-   Eine weitere Besonderheit sind Lokalsorten,   staudensichtung.de, verändert.
                                                                                         Mit freundlicher Genehmigung
       scher Staudengärtner organisiert. Unter den   in der Regel solche Sorten, die nur an den   des AK Staudensichtung.
       Bedingungen  einer ‚üblichen gärtnerischen
       Praxis‘ werden ausgewählte Sortimente – in
       der Regel eine Art mit den entsprechenden
       Sorten oder Kreuzungsgruppen mit gleichen
       Verwendungsmöglichkeiten – an mindestens
       sechs Standorten aufgepflanzt und über drei
       Jahre bonitiert (Bild 1). Die Standorte sind so
       über den deutschsprachigen Raum verteilt,
       dass unterschiedliche Standortverhältnisse
       vertreten sind (Abb. 1).

       Der Bonitur geht eine Vorsichtung voraus, in
       der  die  Sortenechtheit  der  auf  dem  Markt
       verfügbaren Sorten geprüft wird. Nur die als
       sortenecht bestimmten Sorten gehen an-
       schließend in die Vermehrung und Sichtung.
       In die Bonitur gehen Merkmale ein, die Vita-
       lität und Wüchsigkeit, Gesundheit und den
       Schmuckwert einer Pflanze erfassen. Die
       Auszeichnung der Sorten erfolgt abhängig
       von der Gesamtpunktezahl, die diese als Mit-
       telwert aller Standorte erhalten: ausgezeich-
       net werden diese als gute (ein Stern), sehr
       gute (zwei Sterne) oder ausgezeichnete Sor-
       ten (drei Sterne), (Bild 1).

       Die Sorten, die nicht die nötige Punktezahl
       erreichen, aber aufgrund bestimmter Merk-
       male eine Alleinstellung im Sortiment haben,
       sind sogenannte Liebhaberstauden: so die
       Sorte ‚Red Cauli‘, eine Sedum telephium-Hybri-
       de, die nur aufgrund der besonderen, leuch-
       tend rosa-rot-orange getönten Blüte vor dem



       Landinfo 1 | 2019                                                                                     17
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