Das eigentlich erwartete Abflauen der Milchproduktion der großen Exporteure am Weltmilchmarkt hat sich
im April und Mai leider nicht fortgesetzt, sondern bei +1,0 % festgesetzt. In den USA gehen die Mengen trockenheitsbedingt zwar
zurück, dafür produzierte Neuseeland in der auslaufenden Saison wieder mehr. In der EU hat sich die Mehrmenge von +1,8 % im
November bis Mai auf +0,7 % abgeschwächt. Hier werden die dürrebedingten Mindermengen aus Frankreich und Italien allerdings durch
Mehrmengen in Deutschland, Polen und den Niederlanden mehr als kompensiert. In Deutschland lagen die Anlieferungen im ersten Halbjahr bei
+2,5 %, in KW 18 waren es noch +1,0 %.
Auf der Nachfrageseite hat China im Juni wieder mehr importiert, im ersten Halbjahr waren die Mengen dennoch überwiegend negativ.
Neuseeland lag hier bei -19,5 %, die EU bei -6,4 %. Entsprechend hat sich der Global Dairy Trade Tender in Neuseeland unterbrochen von
kurzen Erholungsphasen auch im Juli weiter abgeschwächt.
In Deutschland hat sich die Absatzsituation bei den Einkäufen der privaten Haushalte nach den starken Preissenkungen im Handel etwas
verbessert. Im Juni 2023 wurde immer noch 2,2 % weniger Konsummilch eingekauft. In den ersten 5 Monaten waren es allerdings noch 4,8 %
weniger. Der Butterabsatz hat sich von -2,4 % auf +1,7 % erholt, die Käseeinkäufe zogen von -1,2 % auf +3,8 % an. Die
Rohstoffmärkte in Deutschland haben sich nach dem Überschreiten der saisonalen Angebotsspitze Mitte Mai erholt. Spotmilch konnte
von 25 ct/kg Anfang Mai wieder bis auf 39 ct Anfang Juli anziehen. Mit der beginnenden Ferienzeit hat hier die Notierung wieder auf zuletzt
36,6 ct/kg nachgegeben. In Italien haben sich die Spotmilchpreise bei 54 ct/kg stabilisiert.
Das derzeitige Preisniveau ist damit nach wie vor absolut unbefriedigend, der sich aus den Butter- und MMP-Preisen ergebende Kieler
Rohstoffwert liegt im Juli nur noch bei 35,3 ct/kg (‑1,7 ct/kg gg. Juni und -28,5 ct/kg bzw. ‑45 % gg. dem Vorjahresmonat). Aus
den Kontraktkursen der EEX leitet sich derzeit nur ein Börsenmilchwert von 36,8 ct/kg ab. Für das restliche Jahr steigt dieser
bis auf 40 ct/kg.
Auf Erzeugerebene wurde in Baden-Württemberg im Mai noch 47,4 ct/kg ausbezahlt. Für Juni liegt die Schätzung bei 45,4 ct/kg.
Bayern zeigte sich im Mai mit 49,3 ct/kg sehr robust, die schleswig-holsteinischen Molkereien, die im September noch 60,6 ct/kg ausbezahlt
haben, sind im Mai bei 37,1 ct/kg angekommen. Damit haben die süddeutschen Molkereien bis Mai wieder einen deutlichen Vorsprung zum
Bundesmittel von 43,3 ct/kg herausgearbeitet. Für die nächsten Monate sind auch im Süden noch weitere sich aber
abschwächende Preisanpassungen zu erwarten.
Die angelieferte Biomilchmenge ist auch im Mai weiter gestiegen und lag um 5,2 % über der des Vorjahresmonats. Damit dürfte aber
erst einmal der Höhepunkt erreicht sein, in den nächsten Monaten ist saisonal bedingt mit rückläufigen Mengen zu
rechnen.
Die Nachfrage der Verbraucher nach Biomilch bleibt auch im Juni unter den Vorjahresmengen, allerdings schwächt die
Kaufzurückhaltung allmählich ab. Im Juni lagen die privaten Einkäufe bei Bio-Konsummilch bei -7,4 %, gg. ‑17,4 % in den
ersten 5 Monaten. Bio-Butter lag bei -14,8 % gg. -26,0 % und Bio-Käse bei +5,1 % gg. +1,8 %. Während Trinkmilch und Butter im
ersten Halbjahr 2023 deutlich weniger nachgefragt wurden, stieg die Nachfrage nach Quark, Naturjoghurt und Käse deutlich an. Die
Verbraucherpreise für Biomilch-Produkte liegen weiterhin auf hohem Niveau, wenn auch für Juni bei einigen Produkten (Milch,
Butter) Preissenkungen zu verzeichnen waren.
Die Auszahlungspreise für Biomilch sind auch im Juni wieder gesunken, wenn auch nicht so stark wie die Preise für konventionelle
Milch. Im Juni lag der Auszahlungspreis für Biomilch im bundesweiten Mittel nach Zahlen von Bioland bei 56,3 ct/kg und damit um 1,1
ct/kg unter dem des Vormonats. Im Süden lag der Biomilchpreis im Juni bei 57,1 ct/kg Milch.