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Entfernung von Stockaustrieben mit Shark

Karl Bleyer und Uwe Schock
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg

Das Entfernen von Stockaustrieben kann je nach Rebsorte sehr aufwändig sein. Besonders starkwüchsige Sorten wie Schwarzriesling und die Burgundersorten erfordern einen intensiven manuellen Arbeitsaufwand. Dieser kann durch die Stammputzmaschine reduziert werden, bringt aber eine mechanische Stockbelastung mit sich. Seit dem Jahr 2007 liegt für das Mittel Shark eine Genehmigung nach § 18a Pflanzenschutzgesetzt zur Entfernung von Stockaustrieben bei der Weinrebe vor. Shark hat eine Zulassung für die Krautabtötung bei Kartoffeln.
An der LVWO Weinsberg wurde im Jahr 2007 ein Versuch mit Shark durchgeführt.

Die Genehmigung beschränkt sich auf die starkwüchsigen Sorten Grüner Silvaner, Morio Muskat, Chardonnay, Schwarzriesling und die Burgundersorten. In Württemberg sind über 3.100 ha (27%) mit Schwarzriesling und den Burgundersorten bestockt, so dass der Einsatz von Shark in vielen Betrieben ein Thema sein wird.

Shark mit dem Wirkstoff Carfentrazone-ethyl kann ab dem 3. Standjahr angewendet werden. Die Wasserschosse sollten nach Empfehlung des Herstellers nicht länger als 15 cm sein. Aufgrund der Wirkungsweise des Wirkstoffes Carfentrazone-ethyl, welcher die Chlorophyllbildung unterbindet ist ein Einsatz des Mittels 5 Stunden vor Dunkelheit zu empfehlen. Shark ist ein reines Kontaktmittel. Innerhalb der Pflanze wird der Wirkstoff praktisch nicht transportiert, so dass keine anderen, als die getroffenen Pflanzenteile geschädigt werden. Es muss mit amtlich anerkannten und Abdrift mindernden Düsen ausgebracht werden. Zum weiteren Schutz vor Abdrift soll mit einem Spritzschirm gearbeitet werden. Es ist größte Vorsicht geboten und es dürfen wirklich nur die Rebteile getroffen werden, welche absterben sollen.
Die Anwendung kann einmalig mit einer Menge von 1 l/ha oder im Splittingverfahren mit je 0,5 l/ha ausgebracht werden. Sie wird ganzflächig bezogen mit 200-500 l Wasser durchgeführt.

Versuch
Im Jahr 2007 wurde auf zwei Flächen der LVWO Weinsberg im Versuchsgut Burg Wildeck ein Versuch mit Shark durchgeführt. Die beiden Flächen (Blauer Spätburgunder und Samtrot) wurden als Gesamtversuch ausgewertet.
Es sollte geprüft werden, ob eine einmalige Spritzung ausreichend ist und inwieweit sich die Wirkung je nach Ausbringtechnik mit der Rückenspritze oder der des speziell entwickelten Gerätes von Clemens (Abbildung 1) unterscheidet.

Tunnelgerät der Firma Clemens
Abbildung 1: Tunnelgerät der Firma Clemens


Es wurden 4 Varianten im Vergleich zu einer Kontrolle geprüft und ausgewertet.
Die Varianten und Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

Tabelle1: Zusammenfassung der Ergebnisse

Var.

      1. Behandlung

     2. Mai
2. Behandlung

    13. Juni

Aufwand-
menge
l/ha

Bonitur

% Stöcke
mit grünen
Trieben

ca. durchnittliche Anzahl
Triebe/Stock

Länge
der Triebe
  in cm

1

  Bürstenmaschiene

--

11.6

59

2-4

größer 50

28.6

 

 

50 bis 100

2

Shark 1 x mit Butte

1,00

11.6

35

2-4

bis 30

28.6

 

 

40 bis 80

3

Shark 2 x mit Butte
(Splittingverfahren)

0,50

11.6

43

3 - 5

30 bis 50

28.6

 

Triebe komplett abgestorben

 

4

Shark 1 x mit Clemensgerät

1,00

11.6

49

4 - 6

bis 50

28.6

 

 

30 bis 70

5

Shark 2 x mit Clemensgerät
(Splittingverfahren)

0,50

11.6

58

4 - 6

bis 50

28.6

 

Triebe komplett abgestorben

 




Ergebnisse

Kurz nach der ersten Behandlung war der Erfolg schon sichtbar. Es konnte jedoch bei vielen Trieben nicht sicher gesagt werden ob sie ganz absterben würden oder nicht (Abbildung 2). Durch die rasante Vegetationsentwicklung 2007 waren die Triebe teilweise schon 25 cm lang, als die Behandlung durchgeführt werden konnte. Auch wenn es gegenüber der Herstellerempfehlung etwas später war, hatte es den Vorteil, dass auch noch später ausgetriebenen Wasserschosse mit erfasst wurden. Fünf Wochen nach der ersten Spritzung wurde eine Bonitur durchgeführt. Es wurde aufgenommen an wie viele Prozent der Stöcke noch oder wieder grüne Triebe vorhanden waren.

Rebstock nach einmaliger Behandlung mit einem Tunnelgerät
Abbildung 2: Rebstock nach einmaliger Behandlung mit einem Tunnelgerät


In der Kontrolle mit der Stammputzmaschine waren an 59 % der Stöcke grüne Triebe zu finden. Während in der 2. Variante bei einer Spritzung mit der Rückenspritze mit Shark in der vollen Aufwandmenge nur noch 35% der Stöcke grüne Triebe am Stamm aufwiesen, erhöhte sich dies in Variante 3 mit der halben Aufwandmenge auf 43%. Die ersten Spritzungen mit dem Clemensgerät schnitten mit 49 % in voller Aufwandmenge und 58 % bei halber Aufwandmenge deutlich schlechter ab. In halber Aufwandmenge war mit dem Gerät kein Unterschied mehr zur Kontrolle vorhanden.
Unmittelbar nach dieser Bonitur fand in den Varianten im Splittingverfahren (Varianten 3 und 5) die zweite Spritzung statt. Nach dieser zweiten Spritzung am 13. Juni zeigten beide Varianten ein sehr gutes Resultat. Sowohl mit dem Rückenspritzgerät als auch mit dem Clemensgerät waren die Triebe, trotz Längen bis zu 50 cm, nach zwei Wochen komplett abgestorben (Abbildung 4).

Abgetötete Stockaustriebe am 18. Juni nach der 2. Behandlung
Abbildung 4: Abgetötete Stockaustriebe am 18. Juni nach der 2. Behandlung


Sonstige Beobachtungen

Die Arbeitsleistung des Clemensgerätes hängt stark von der Beschaffenheit und Befahrbarkeit der Anlage ab. Es ist von einer Arbeitszeit von ungefähr 2 h/ha auszugehen. Bei Nachpflanzungen sollten unbedingt Pflanzröhren vorhanden sein. Das Gerät tropfte in solchen Fällen, obwohl es abgeschaltet wurde nach. Hier besteht noch Verbesserungsbedarf. Mit der Rückenspritze muss man mit einen Arbeitsaufwand von ungefähr 8 h/ha rechnen. Sie ist wie im Ergebnisteil beschrieben sehr effektiv. Das Mittel wird gezielt ausgebracht (Abbildung 3) und hat eine Mitteleinsparung von ca. 20%  zur Folge.

Stockaustriebe 2 Wochen nach der Behandlung mit der Rückenspritze
Abbildung 3: Stockaustriebe 2 Wochen nach der Behandlung mit der Rückenspritze


Da der Wirkstoff Carfentrazone-ethyl alle getroffenen grünen Teile abtötet, ist enorme Vorsicht geboten. Man kann damit auch die Rebe sehr stark schädigen (Abbildung 5). Ein Spritzen bei Wind sollte deshalb vermieden werden. Je knapper die Veredlungsstelle über dem Boden sitzt, desto einfacher ist die praktische Anwendung, da die Abtriftgefahr geringer wird.

Durch Shark geschädigte Reben infolge von Abdrift
Abbildung 5: Durch Shark geschädigte Reben infolge von Abdrift


Zusammenfassung

In einem Versuch wurde die Wirkung von Shark zur Entfernung von Stockaustrieben bei der Rebe geprüft. Die Prüfung fand mit einem Handrückenspritzgerät und einem speziell entwickelten Tunnelgerät  von Clemens statt. Es hat sich gezeigt, dass die Wirkung bei einer einmaligen Applikation mit der vollen Aufwandmenge mit der Rückenspritze deutlich besser war als mit dem Tunnelgerät. Mit dem Rückenspritzgerät kann zusätzlich Mittel eingespart werden. Nach einer zweiten Anwendung mit jeweils der halben Aufwandmenge pro Spritzung (Splittingverfahren) war das Ergebnis mit dem Rückenspritzgerät und dem Tunnelgerät identisch. Die Stockaustriebe waren bei beiden Varianten zwei Wochen nach der zweiten Behandlung trotz Längen bis zu 50 cm komplett abgestorben.
Folglich war eine einmalige Spritzung mit Shark nicht ausreichend, während zwei Spritzungen mit der halben Aufwandmenge unabhängig von der verwendeten Technik das gewünschte Ergebnis erzielten.

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