Die Weizenbilanz der Saison 2022/23 präsentierte sich nach Zahlen des USDA (US-amerikanisches Agrarministerium) mit einer weltweiten Erzeugung von 789,2 Mio.t und einem Verbrauch von 782,2 Mio.t als weitgehend ausgeglichen. Die Bestände beliefen sich auf 271,6 Mio.t. Europäisch wurde mit 133,3 Mio.t, trotz der Sommertrockenheit, ein gut durchschnittliches Ergebnis (Ø 5 Jahre: 131,6) eingefahren. Die deutsche Weizenernte hingegen zeigte sich mit 22,59 Mio.t leicht besser als der 5-Jahres-Durchschnitt (22,34). Mit Blick auf das aktuelle Getreidejahr 2023/24 lässt sich folgendes festhalten Die weltweite Erntemenge an Weizen zeigt sich nach mehreren Abwärtskorrekturen zwischenzeitlich mit 784,9 Mio.t unter dem Vorjahr. Die ursprünglich als ausgeglichen eingeschätzte Bilanz hat sich damit in ein Defizit verwandelt. In Europa wird die Weizenernte laut Januarschätzung der EU-Kommission auf einen knapp überdurchschnittlichen Wert von 132,7 Mio.t taxiert. Nach dem Erntebericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vom August liegt die Weizenernte 2023 in Deutschland mit 21,15 Mio.t rund 6,4 % unter dem Vorjahr (22,59). Befeuert von der Angst um eine Verlängerung des Getreideabkommens am Schwarzen Meer im November 2022 folgten die Weizenpreise den bullischen Entwicklungen der Getreidekurse an den Börsen. In KW 44/22 erzielte Brotweizen Erzeugerpreise um 31,- €/dt. In Richtung Jahreswechsel 2022/23, und nachfolgend im 1. und 2. Quartal des Jahres 2023, machte sich die Zuversicht breit, dass ausreichend Getreide verfügbar ist. Für europäische Landwirte kam hinzu, dass fortlaufend preisgünstige Importe aus der Ukraine spürbar Druck auf die Erzeugerpreissituation ausübten. Unterbrochen wurde der Abwärtstrend der Erzeugerpreise lediglich Mitte März und Mitte Mai, als jeweils die Verhandlungen um eine Verlängerung des Getreideabkommens am Schwarzen Meer anstanden. Beide Male wurde das Abkommen aber auf den letzten Drücker dann doch verlängert. Vor diesem Hintergrund waren die Erzeugerpreise für Brotweizen nach der Spitze bei 31,- €/dt im Süden im November 2022 fortlaufend rückläufig. Zum Jahreswechsel wurden noch 26,- €/dt ausgerufen, Ende des 1. Quartals 2023 waren es 23,- €/dt und Ende Mai 2023 wurden nur noch 19,- €/dt genannt. Die Prämie für A-Weizen lag durchgängig bei etwa 1,- €/dt, E-Weizen wurde 2022/23 mit einer Prämie von rund 2,50 bis 3,00 €/dt gehandelt. Brotweizen der Ernte 2023 startete mit ex-Ernte-Preisen um 19,50 €/dt in die Vermarktungssaison. Im Gegensatz zu Futtergetreide konnte Brotgetreide im 3. Quartal 2023 leicht zulegen. Das lag v.a. daran, dass in diesem Jahr witterungsbedingt nur begrenzte Mengen guter Qualitäten zur Verfügung stehen. Seit dem 4. Quartal 2024 aber befinden sich die Preise wieder auf dem Rückzug. Aktuell (KW04/2024) wird Brotweizen im Süden bei 18,- €/dt besprochen. Kennzeichen des Vermarktungsjahres ist, dass gute, hochproteinhaltige Qualitäten am Markt gesucht sind. Für A-Weizen werden Aufgelder von 2,50 bis 3 €/dt, für E-Weizen 5 bis 5,50 €/dt bezahlt. (Anmerkung: Üblicherweise liegen die Aufgelder für A-Weizen bei 0,50 bis 1,- €/dt, bei E-Weizen bei 1,50 bis 2,50 €/dt.) Der Blick nach vorne lässt allerdings noch wenig Hoffnung auf schnelle Besserung der Erzeugerpreise erwarten. Die weltweite Weizenbilanz 2023/24 zeigt zwar zwischenzeitlich ein Defizit, der gesamte Getreidekomplex fällt jedoch nach aktueller Einschätzung noch leicht überschüssig aus. Zudem werden die europäischen Getreidepreise nach Einschätzung von Marktexperten noch von zwei wesentlichen Faktoren beeinflusst. Einerseits tut sich der europäische Export schwer, gegen günstige Exporte aus Russland und Ukraine Fuß zu fassen. Zum anderen kommen in der EU-27, verschärft durch die Weigerungshaltung Russlands das Getreideabkommen am 17. Juli 2023 erneut zu verlängern, weiter preisgünstige Getreideimporte donauaufwärts oder per Bahnfracht aus der Ukraine an. Das drückt auf die Preise im gesamten europäischen Raum.