Eine defizitäre Sojabohnenbilanz in der abgelaufenen Saison 2021/22 mit einem Bestandsabbau um minus 1,8 Mio.t auf 103,5 Mio.t (Januarschätzung des US-amerikanisches Agrarministerium, USDA) in Verbindung mit der weltpolitisch kritischen Lage durch den Ukrainekrieg schickte die Sojabohnenkurse auf einen Höhenflug. Hauptgrund für das Ergebnis war eine außerordentlich schwache Ernte in Südamerika im vergangenen Jahr. Dort wurde die Sojaernte der Saison 2021/22 binnen weniger Monate um rund 35 Mio.t abwärts korrigiert. Und nach dem 24. Februar 2022, dem Beginn des Ukrainekrieges, gerieten die Märkte weltweit, nicht nur die Agrarrohstoffmärkte, in außergewöhnliche Turbulenzen. Für den Bereich der Ölsaaten insgesamt hat dieser Konflikt gravierende Auswirkungen, auch wenn die Betroffenheit bei Soja noch überschaubar ist. Die Sojaproduktion in der Schwarzmeerregion wird als leicht wachsend eingeschätzt. In der Ukraine sollen 2022 rund 3,6 Mio.t (Vj.: 3,8), in Russland 5,5 Mio.t (Vj.:4,8) gedroschen worden sein. Bedeutender sind die Auswirkungen bei den Sonnenblumen. Hier wurden 2022 in der Ukraine 10,0 Mio.t (Vj. 17,5) und in Russland 16,5 Mio.t (Vj. 15,5) geerntet. Insbesondere der kurzfristige Ausfall bei Pflanzenölen (Sonnenblume) versetzte die Ölsaatenmärkte im 1. Halbjahr 2022 in Aufruhr. Inzwischen haben sich die Gemüter wieder etwas beruhigt. Die Welt-Ölsaatenbilanz für 2022/23 wird von den amerikanischen Schätzern als überschüssig eingeschätzt. 641,9 Mio.t Produktion bei 631,9 Mio.t Verbrauch soll die Bestände um 5,1 Mio.t auf 122,2 Mio.t anwachsen lassen. Bei Soja wird mit einer Erzeugung von 388,0 Mio.t weiter die mit Abstand größte Ernte aller Zeiten erwartet. Bei einem Verbrauch von 379,5 Mio.t sollen die Bestände auf rund 103,5 Mio.t anwachsen und lägen damit wieder über der 100 Mio.t-Marke. Trotz der soliden fundamentalen Daten haben sich die Sojakurse, nach einem Tal bei 1.380 US-Cent/Buschel im Oktober 2022, wieder auf Werte um 1.500 befestigt. Der MÄR23 notiert derzeit knapp über diesem Wert. Aktuell sorgen aber bärische Nachrichten für einen leichten Abwärtstrend. Die Erwartung einer Spitzenernte in Brasilien und Niederschläge in Argentinien dämpfen die Kursentwicklung an den weltweiten Börsen. Unsicherheiten im Markt gibt es aber noch immer viele. Vor allem die Geschehnisse am Schwarzen Meer sind weiter unkalkulierbar. Das am 17. November 2022 um 120 Tage verlängerte Getreideabkommen dürfte spätesten Ende Februar wieder in den Fokus rücken. Schon jetzt hat die Abfertigung der Getreideschiffe aus ukrainischen Häfen nach Berichten mit nur 2,7 Schiffen pro Tag einen Tiefstand erreicht. Im September lag die Verschiffungsrate immerhin bei 5,9. Auch wenn der leicht erstarkende Euro mit knapp über 1,08 US-Dollar je Euro den Einkauf von Soja vergünstigt, so hat doch der Kursanstieg der letzten Wochen an den Börsen die Sojaschrotpreise leicht angehoben. Für Sojaschrot (Normtyp) wurde im Süden im Januar 62,50 €/dt (Nov.: 60,50) genannt. 48er HP-Schrot liegt bei 65,- €/dt (Nov.: 64). Der Preis für GVO-freien 48er-Schrot lag im Januar mit 75,- €/dt allerdings günstiger als im November (77,50 €/t).