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KW 50/24
Teure Braugerste – das war einmal
Trotz einer außerordentlich schwachen Getreideernte in Deutschland und der EU-27: Die Braugerstenernte 2024 ist nach
Einschätzung der Braugerstengemeinschaft e.V. in Menge und Qualität weitgehend gut ausgefallen. Zwar wird vereinzelt von
heterogenen Qualitäten berichtet, aber die gute Wasserversorgung im Aufwuchs hat in den meisten Fällen eher niedrige
Proteingehalten beschert (Sommerbraugerste Ø 9,9 %; Winterbraugerste Ø 10,8 %). Der Ertrag lag durchschnittlich (Sommerbraugerste
51,0 dt/ha; Winterbraugerste 60,6 dt/ha), der Vollgerstenanteil konnte überzeugen (Sommerbraugerste 91,7 %; Winterbraugerste 88,0 %).
In Summe konnte damit auf einer gegenüber dem Vorjahr leicht auf 362.000 ha ausgedehnten Anbaufläche von Sommergerste (Vj. 322)
und knapp 40.000 ha Winterbraugerste eine Erntemenge von knapp 1,3 Mio.t Braugerste in Deutschland eingefahren werden. Und auch
europäisch schätzt die Braugerstengemeinschaft e.V. die Braugerstenernte 2024 um rund 13 % besser ein als im Vorjahr. In der
EU-27 & GB steht eine Zahl von gut 18 Mio.t Braugerste im Raum.
Die Entwicklung der Erzeugerpreise für gute Braugerste zeigt sich indes wenig erfreulich. Inzwischen sind diese bei Werten deutlich
unter 25 €/dt angelangt, die Prämie zur Futtergerste hat sich auf einen Betrag zwischen 5 bis 7 €/dt verringert. Und dabei
gab es vor nicht allzu langer Zeit noch Phasen, in welchen Braugerste über 30 €/dt kostete und mit einer Prämie von 12
€/dt weit über der Futtergerste lag. Natürlich waren die hohen Preise und Prämien dem Ausbruch des Ukrainekrieges, und
zuletzt der Missernte bei Braugerste im 2023, geschuldet. Einen so deutlichen Absturz der Braugerstenpreise hatte aber in der Ernte 2024
wohl kaum jemand auf dem Schirm.
Die Erklärungsversuche für diese Entwicklung sind recht übersichtlich. Gute Versorgung trifft auf schwache Nachfrage.
Rückläufiger Bierkonsum, günstige Importpreise für Ware aus der EU-Nachbarschaft verbunden mit einem in diesem Jahr
deutlich geringeren Importbedarf drücken enorm auf die Preise. Die Einkäufer am Markt halten sich angesichts dieses
„Käufermarkt“-Umfeldes stark zurück. Hinzu kommt, dass die nicht nur in Deutschland spürbar schwächere
Konjunktur alle Exporte von Getreide am Weltmarkt hemmt, was in Summe, trotz negativer Weltgetreidebilanz, den Getreidepreisen die Luft
nach oben zu rauben scheint
© Werner Schmid, LEL Schwäbisch Gmünd
www.agrarmaerkte-bw.de