Die globale Getreideerzeugung ist geprägt von stetigem Wachstum und stellt Jahr für Jahr eine Meisterleistung der Erzeuger
dar. Hauptgrund für die steigende Erzeugung ist insbesondere der steigende Flächenertrag. In der aktuellen Schätzung des
USDA wird von einer globalen Ertragssteigerung von 160 kg/ha ausgegangen was einen erneuten Sprung nach vorne bedeutet. Laut USDA wurde die
globale Erzeugung um 16 Mio. t nach oben korrigiert, im Vergleich zum September auf 2.405 Mio. t Getreide. Mit der Novemberschätzung
wird nach dem letzten defizitären Jahr von einer leicht positiven Bestandsveränderung von 0,2 Mio. t ausgegangen. Trotz der
steigenden Erzeugung wächst der Hunger der Welt unaufhörlich und sorgt für eine knappe Versorgungslage.
Auf EU-Ebene zeigen sich deutlich bessere Flächenerträge als 2024. Dies sorgt für einen Selbstversorgungsgrad von ca. 110 %
und ist nach 2024/25, wieder ein Anbaujahr auf dem Niveau von 2019/20 bis 2021/22. Nach einem knappen Vorjahr wird die Erzeugung in der EU
bei 285,7 Mio. t gesehen, bei einem Verbrauch von 260 Mio. t.
Laut aktueller Schätzung des DRV wird von einer deutschen Erzeugung von 45 Mio. t ausgegangen. Gegenüber der letzten
Schätzungen wurden auch hier die Erträge erhöht. Insbesondere bei Winterweizen zeigt sich eine Ausdehnung der
Anbaufläche, was dem nassen Herbst 2023 zu verdanken ist. Gerade die Winterrungen hatten im Frühjahr einen Vorsprung da sie
weniger stark von der Frühjahrstrockenheit beeinträchtigt wurden.
Wie sich jedoch auch in der DRV-Ernteschätzung zeigte, war das Ertragspotential der Sommerungen weniger stark durch die
Frühjahrstrockenheit beeinflusst. Die Sommerungen konnten diese besser kompensieren als anfangs erwartet. Von Qualitätsproblem
war vor allem Süddeutschland betroffen da hier die Regenperiode die Erntearbeiten unterbrach.
In Baden-Württemberg waren Qualitätsprobleme nach dem Regen insbesondere in südlichen Regionen vorhanden, dennoch nicht so
extrem wie erwartet. Neben Weizen, Roggen und Triticale bereitete auch Braugerste Qualitätssorgen, hier wurde von einigen Chargen
berichtet, welche durch verdeckten Auswuchs nicht mehr als Braugerste verwendet werden können. Die Trennung einzelner Chargen aufgrund
der qualitativen Unterschiede war in diesem Jahr bedeutsam. Der aktuell etwas flottere Absatz von Futtergetreide im Vergleich zu
Mahlgetreide oder Braugerste könnte betroffene Chargen aufsaugen.
Der Bio-Getreidemarkt hat in diesem Jahr einige Herausforderungen erlebt, insbesondere aufgrund der langen Regenperiode während der
Druschphase, die zu Ängsten hinsichtlich der Erntequalität führte. Trotz dieser Bedenken wurde eine große
Bio-Getreideernte mit zufriedenstellender Qualität eingefahren. Gleichzeitig standen die Aufkäufer vor leeren Lagern und sahen
sich einer wachsenden Nachfrage nach Bio-Getreide gegenüber. Dies führte zu hohen Preisen während der Erntezeit.
Im September wurden Bio-Brotweizen und Bio-Dinkel bundesweit zu Preisen von 48 €/dt bzw. 44 €/dt gehandelt.
Mit der aktuellen hohen Erntemenge haben die Hafer-Verarbeiter ihre Lager gut gefüllt. Als Folge tendierte der Preis leicht nach unten
und lag bundesweit im September bei 37 €/dt. Es wird erwartet, dass sich die Nachfrage im ersten Halbjahr 2026 wieder belebt.
Bio-Braugerste hat mancherorts nicht die von den Mälzereien geforderten Qualitäten erreicht. Zudem bleibt die Nachfrage
überschaubar, da der Bio-Bierabsatz weiterhin nicht in die Gänge kommt. Einige der Braugerste-Partien wandern jetzt in den
Futtertrog.
Im Durchschnitt über alle Anbaugebiete Deutschlands ist das Bio-Futtergetreideangebot in der diesjährigen Ernte gering. Regional
allerdings sehr unterschiedlich, da in der Regel die nicht vermarktbaren Speisequalitäten ins Futter gelangen. Körnermais
erreichte eine gut durchschnittliche Ernte. Viele Vermarkter und Erzeugergemeinschaften sind sich einig, dass der Futtermarkt ab dem
Jahreswechsel knapp versorgt sein wird, vor allem im Verbandsbereich. Das Preisniveau beim Bio-Futtergetreide ist dennoch von stagnierenden
Preisen bundesweit zwischen 28 €/dt und 35 €/dt geprägt.
Das Angebot an Bio-Leguminosen dünnt sich aus. Die Anbauflächen sind im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen, und die
Anbauer hatten in diesem Jahr mit einem starken Unkrautbefall zu kämpfen. Der Markt verhält sich momentan ruhig. Es wurden im
September bundesweit stabile Preise erzielt: 54 €/dt für Bio-Ackerbohnen, 51 €/dt für Bio-Erbsen und 79 €/dt
für Bio-Sojabohnen. Das deutlich knappere Angebot wird zu Preissteigerungen führen, das Ausmaß lässt sich derzeit aber
noch nicht abschätzen.