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Apfelsorten mit Säulenwuchs bald auch im Erwerbsanbau?

Dr. Franz Rueß

LVWO Weinsberg

 

Ende der 80er / anfangs der 90er Jahre sorgte die Superspindel als neue Anbauform im Apfelanbau für Furore. Der Grundgedanke war einfach und versprach finanzielle Erfolge: durch die Erziehung als Schnurbaum und hohe Pflanzdichten von rund 8.000 Bäumen je Hektar sollten rasche Anfangs- und später dauerhaft hohe Erträge erzielt werden. Gegenüber Standardpflanzungen mit einer Pflanzdichte von rund 3.000 Bäumen je Hektar versprach man sich eine Verdoppelung des Ertrages.

 

Die an sich schlüssige Konzeption scheiterte in der Praxis jedoch an den hohen Erstellungskosten derartiger Obstanlagen (bedingt durch die Aufwendungen für das Pflanzmaterial), deren Amortisation in Laufzeiten von 12-15 Jahren nicht erreicht werden konnte. Ein weiteres Problem stellte die Einhaltung des Standraumes dar. Die meisten Superspindelanlagen erwiesen sich als zu wüchsig, hatten Probleme mit der Kronenüberbauung und gerieten aufgrund starker Schnitteingriffe aus dem physiologischen Gleichgewicht. Heutzutage sind auf den Betrieben nur noch wenige Apfelanlagen mit derart hohen Pflanzdichten zu finden. Nichtsdestotrotz hat der Gedanke der Superspindel den Obstbau diesbezüglich befruchtet und die Standardpflanzdichten weiter erhöht.

 

Die Superspindel ist letztendlich auch daran gescheitert, dass die genetische Basis für eine derartige Konzeption nicht geeignet war. Mit der Verwendung von Standardsorten und -unterlagen waren Schwierigkeiten in der Baumführung und der Einhaltung des Standraumes vorprogrammiert. Dies könnte sich mit der Verwendung von Sorten mit genetisch bedingtem Säulenwuchs ändern. Lediglich beim Apfel gibt es die  genetische Basis für Säulenwuchs. Dieses dominante Gen, welches 1960 in Kanada als Mutation der Sorte ‚McIntosh’ durch einen Obstbauern namens Wijcik entdeckt wurde, trägt in der Züchterfachsprache das Kürzel Co für "Columnar". Der Zuchtklon wird als ’McIntosh Typ Wijcik’ bezeichnet. Das heißt nur bei Nachkommenschaften dieses Ursprungsklons bei Apfel ist der Säulenwuchs genetisch fixiert und bleibt auch so, wenn man von der Möglichkeit einer Rückmutation einmal absieht.

 

Züchtungsschema der columnaren Sorten

Züchtungsschema der columnaren Sorten

 

 

Tabelle1: Abstammungsübersicht über die gebräuchlichsten Apfelneuzüchtungen mit Säulenwuchs

Sorte

Reife-

zeit

Wuchs

Schorf-

resistenz

Aus-

sehen

Ge-

schmack

Lager-

fähigkeit

Ertrag

Gesamt-

wertung

Starcats

E 8

Schwach,

kompakt

nein

Rotgelb

++

Erntefrisch ++

Schlecht

--

Gering

-

+

Campanilo 4

E 8

Stark,

verzweigt

?

Rotgrün

+/-

Süß,

+/-

Schlecht

-

Mittel

+/-

-

Campanilo 1

E 8

Schwach,

kompakt

nein

Rot, grünbleich, -

Trocken,

+/-

Schlecht

--

Gering

-

-

Suncats

E 8

Sehr stark,

stark verzweigt

?

Rotgelb

++

Erntefrisch +

Schlecht

--

Mittel

+/-

-

Summertime

E 8

Schwach, stark verzweigt

?

Trübrot

-

Erntefrisch +

Schlecht

--

Gering

+/-

-

Pomfital

A 9

Mittel, kompakt

nein

Rot, berostet, --

Extrem sauer, - -

Schlecht

--

Mittel

+/-

--

Redcats

A 9

Schwach, kompakt

?

Rot

++

Trocken

+/-

Schlecht

--

Hoch

++

+

Campanilo 2

A 9

Schwach, kompakt

?

Rotgrün

-

Süss, fad, - -

Schlecht

--

Hoch

+

-

Red River

M 9

Schwach, sehr kompakt

?

Dunkelrot, blassgelb,

-

Erntefrisch +

Schlecht

--

Gering

-

-

Golden Gate

M 9

Stark, stark verzweigt

?

Rotgrün

+/-

Zuviel Säure, -

Mittel

+

Hoch

+

-

Rhapsodie

M 9

Schwach, sehr kompakt

ja

Rotgelb

+/-

Fade

-

Schlecht

-

Mittel

+/-

-

Sonate

E 9

Mittel, kompakt

ja

Rot gestreift, +

Erntefrisch +

Schlecht

-

Hoch

+

+/-

Firedance

E 9

Schwach, kompakt

?

Rotgelb

++

Zu sauer

-

Gut

+

Hoch

+

+/-

Campanilo 3

E 9

Sehr schwach, kompakt

?

Rotgrün

-

Sehr süß, -

Schlecht

--

Mittel

+/-

--

Galahad

E 9

Schwach, kompakt, verkahlend

gering

Rotgrün,

+/-

Saftig süß +

Schlecht

-

Gering

-

+/-

Redlane

E 9

Schwach, verzweigt

?

Rot,

-

Zu sauer,

-

Schlecht

-

Hoch

+

-

Sunlight

E 9

Sehr schwach, kompakt

ja

Rot,

-

Zu sauer,

-

Schlecht

-

Mittel

+/-

-

Pomfit

A 10

Stark, stark verzweigt

nein

Stumpfrot,

- -

Zu sauer,

-

Schlecht

-

Hoch

++

--

Greencats

A 10

Mittel, verzweigt

nein

Grannygrün

-

Süß-sauer

+/-

Gut

+

Hoch

++

+

Lancelot

A 10

Mittel, kompakt

nein

Rotgelb,

++

Sauer

+/-

Schlecht

-

Hoch

++

+

Ginover

A 10

Stark,

kompakt

nein

Rot,

+/-

Süß-sauer

+/-

Gut

+

Hoch

++

+/-

Rondo

A 10

Stark,

kompakt

ja

Rotgrün,

+

Erntefrisch +

Mittel

+/-

Hoch

+

+

Pomgold

A 10

Stark, kompakt

nein

Grüngelb,

-

 

Saftig süß

++

Gut

++

Sehr hoch +++

+

Goldcats

M 10

Schwach, kompakt

nein

Gelb,

+/-

Zu sauer

-

Gut

++

Mittel

+/-

+/-

Goldlane

M 10

Mittel,

kompakt

ja

Hellgrün,

-

Saftig, gut ++

+++

sehr gut

Hoch

+

++

Moonlight

E 10

Schwach,

kompakt

ja

Rot, blassgrün, -

Süß-sauer

+/-

Mittel

+/-

Hoch

++

+/-

A-M-E = Anfang, Mitte, Ende des jeweiligen Erntemonats, ? = nicht bekannt, ++ =sehr gut, + = gut, +/-  = mittel, - = schlecht, -- = unbefriedigend



 

Kennzeichen des Säulenwuchses

Columnare Apfelbäume besitzen einen kompakten säulenförmigen Wuchs. Die Abstände zwischen den Blattachseln (Internodien) sind extrem verkürzt, wodurch sich das kompakte Aussehen ergibt. Durch die verkürzten Internodien wird der Holzkörper stark versteift und damit statisch sehr robust. Auch dünne Stämmchen lassen sich kaum biegen, sie brechen eher ab. Auf entsprechenden Unterlagen benötigen Columnaren deswegen keinen Pfahl. Das augenfälligste Merkmal sind die fehlenden langen Seitentriebe. Sie werden zwar angelegt, aber überwiegend zu kurzen Fruchtspießen mit üppigem Blütenknospenbesatz umgewandelt. Columnaren sind sehr apikaldominat, d.h. in der Regel wächst nur die Mittelachse steil nach oben. Je nach Sorte, oder etwa beim Anschnitt der Mittelachse, bilden sich aber auch einige Seitenverzweigungen aus, die wiederum steil nach oben wachsen und ihrerseits den columnaren Wuchscharakter analog der Mitte ausbilden. Mit Columnaren sind daher sehr enge Pflanzabstände möglich. Im Versuchswesen wurde bisher ein Pflanzabstand von 70 cm gewählt, aufgrund der vorliegenden Erfahrungen kann der Abstand mit entsprechender Kulturführung jedoch problemlos auf 50 cm reduziert werden.

 

Columnarer Wuchs (im Winter)

Columnarer Wuchs (im Winter)

 

Schnitt

Ohne Baumschnitt oder entsprechende Maßnahmen geht es aber auch bei Columnaren  nicht. Gänzlich sich selbst überlassene Bäume entwickeln sich analog zu Säuleneichen sehr  dicht und werden buschig. Die durchgetriebenen steilen Seitenäste entwickeln sich zu eigenen Leitästen und verdichten den Baum. Sie müssen daher im folgenden Winter auf Zapfen entfernt oder noch besser bereits im laufenden Jahr pinziert werden. Dadurch wird das Triebwachstum gebremst und es werden bevorzugt Blütenknospen aus den Seitenknospen ausgebildet. Nur so bleibt der gewünschte kompakte Wuchscharakter erhalten. Für diese Arbeiten ist jedoch keine große Fachkenntnis erforderlich. Der Anbauer muss sich nicht mit komplizierten Erziehungsmethoden und dem Aufbau  von Kronenformen auseinandersetzen, sondern lediglich alle Seitentriebe konsequent entfernen oder zurückschneiden.

 

Ertragsverhalten

Die Fruchtung erfolgt aufgrund des kompakten Wachstums direkt am Stamm. Da zum einen die Blütenbüschel sehr dicht beieinander sitzen und zum anderen je Büschel meistens mehrere Früchte ausgebildet werden, ergibt sich zur Reifezeit ein fantastisches Bild reichtragender Bäume. Tatsächlich sind Columnaren auch hoch ertragreich, da das Verhältnis von Wachstum zu Fruchtung extrem verschoben wurde. Es wird kaum mehr Holz ausgebildet, der Baum kann seine Reserven auf die Fruchtung legen. In Versuchen konnte beispielsweise bei den Sorten ‚Lancelot® (Pomforyou)’, ‚Ginover® (Pompink)’ oder ‚Pomgold’ auf der Unterlage MM 106 rund 7,5 kg Fruchtertrag je Baum erzielt werden. Und dies ohne ertragssteigernde Kulturführungsmaßnahmen wie Düngung, Ausdünnung, Behangsoptimierung etc. Bei einer Pflanzdichte von 8000 Bäumen wären das 60 Tonnen je Hektar.  Damit wird die theoretische Ertragskalkulation ausgehend von Baumhöhen von 3 Metern, 2,5 kg Ertrag je laufender Baummeter, einem Reihenabstand von 2,2 Metern und einem Pflanzabstand von 50 cm in der Reihe (entsprechend 8000 Bäumen je Hektar) bestätigt. Aufgrund der geringen Baumzahlen in diesem Versuch der Sortenprüfstufe 1 (10 Bäume/Sorte), kann das Ergebnis aber allenfalls als Tendenz gewertet werden. Zur genauen Ertragsfeststellung sind größere Bestandsmengen erforderlich, wie sie z.B. am Kompetenzzentrum für Obstbau Bodensee (KOB) in Bavendorf und vielen anderen Versuchsinstituten und Praxisbetrieben aufgepflanzt wurden.

 

Leider hat das hohe Ertragspotential auch seine Nachteile, denn dadurch tritt sehr starke Alternanz auf. Der Bestand im vorliegenden Sortimentsversuch wurde in den ersten beiden Jahren lediglich von Hand ausgedünnt, was die jährlichen Ertragsschwankungen nicht verhindern konnte. Alternanz bei Columnaren gibt es auch nicht nur pro Baum von Jahr zu Jahr, sondern auch innerhalb desselben Baumes. Häufig kann man einen "leeren Meter" innerhalb der Säule beobachten, der erst wieder im Folgejahr fruchtet. Für regelmäßige Fruchterträge bei Columnaren sind daher Maßnahmen zu Fruchtausdünnung unumgänglich. Zur Alternanzvermeidung geschieht dies am besten zum Zeitpunkt der Vollblüte über den Einsatz von Ammoniumthiosulfat (ATS) oder Ethephon. Seit diesem Jahr wird auch die Ausdünnungsmaschine erfolgreich eingesetzt.

 

Anfälligkeit für Krankheiten und Schaderreger

Während die erste Generation (Ballerina-Serie) noch eine hohe Anfälligkeit gegenüber Schorf und Mehltau aufwies, ist dies bereits bei der zweiten Generation deutlich besser geworden. Wie das Züchtungsschema in Abb.1 zeigt, wurden die beiden dominanten Gene Co (columnarer Wuchs) und Vf (Schorfresistenz von malus floribunda) miteinander kombiniert, was aber nicht bei allen Neuzüchtungen der Fall war. Alle Columnaren haben aufgrund ihres Wuchscharakters eine ausgezeichnete Verträglichkeit gegenüber Trockenheit und heißen Sommertemperaturen. In dieser Eigenschaft unterscheiden sie sich deutlich von  herkömmlichen Apfelsorten. Neben dem Wuchs ist sicherlich auch die Verwendung von  starkwachsenden Unterlagen für diesen Vorteil verantwortlich. Ebenfalls gelten Columnaren als ausgesprochen winterfrosthart. Die Ursache hierfür liegt vermutlich in dem hohen Anteil an Rindenphloem und den darin enthaltenen Speicherstoffen.

 

Das Sortiment

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Neuzüchtungen, die sich in Züchtungsserien untergliedern lassen. Die Elternsorten geben auch Hinweise auf die Anbaueigenschaften und den Geschmack der Tochtergenerationen. In einem ersten Züchtungsschritt entstand Mitte der 70er Jahre in East Malling / England eine Kreuzungsserie, die später unter dem Namen "Ballerina®-Bäume" vermarktet wurde. Dabei handelt es sich um Kreuzungsprodukte zwischen ‚Golden Delicious’ oder ‚Greensleeves’ (= ‚G.D.’ x ‚James Grieve’) und ‚McIntosh Typ Wijcik’. Wie nicht anders zu erwarten, wurden neben dem erwünschten columnaren Wuchscharakter auch die negativen Merkmale dieser Sorten weiter vererbt. Hierzu gehören insbesondere die Schorf- und Mehltauanfälligkeit, sowie das weiche Fruchtfleisch und der mäßige Geschmack. Aufgrund dieser negativen Eigenschaften war die Ballerina®-Serie von Anfang an dem Hobbyanbau vorbehalten.

 

Viele Züchter haben die "Ballerina®-Serie" aber zur Weiterzüchtung verwendet und durch die Einkreuzung der Schorfresistenz und/oder geschmacklich höherwertigen Sorten wesentlich bessere Sorten geschaffen. Am Institut für experimentelle Botanik der Universität Prag in der Tschechei entstand unter Prof. Tupy eine Serie schorfresistenter Neuzüchtungen mit Säulenwuchs, die die Eigenschaften Vf-Resistenz und guter Geschmack in sich vereinen. Diese Neuzüchtungen werden über die Vermarktungsgesellschaften GEVO und ARTUS-Group, sowie die holländische Baumschule Fleuren vertrieben.

 

In Deutschland hat sich besonders das Institut für Obstbau  der Forschungsanstalt Geisenheim unter der Leitung von Prof. Jacob mit der Züchtung von columnaren Apfelsorten beschäftigt. Entstanden sind daraus die CATS-Serie (= Abkürzung für Columnar Apple Trees) und die Pom-Serie. Auch hier wurden durch die Einkreuzung von resistenten Sorten (z.B. Topaz) oder Geschmacksträgern (z.B. Elstar) wesentlich bessere Sorten geschaffen. Das Züchtungsschema zeigt aber auch, bei welchen Neuzüchtungen man diese Eigenschaften nicht erwarten darf.

 

Pomgold

Pomgold (Bäume mit herkömmlichem Wuchs jeweils im Hintergrund)

 

Neben diesen beiden Züchtungslinien mit bekanntem züchterischen Hintergrund gibt es noch die "Starline®-Serie" der Baumschule Fritz Hoffmann in Münster, die "Campanilo®-Serie" der Baumschule Hans Hofmann in Langensendelbach oder die Sorten 'Arbat®' und 'Erbat®' der Baumschule Krämer in Detmold. Bei diesen neuen Sortenlinien sind jedoch die Elternsorten nicht oder nur teilweise bekannt und lediglich ‚Arbat®’ besitzt eine gesicherte Schorfresistenz.

 

Die Reifezeitpunkte und die geschmacklichen Eigenschaften der neueren Züchtungslinien sind in Tabelle 1 dargestellt. Gegenüber der "Ballerina®-Serie" ist der Geschmack deutlich besser, auch wenn nach wie vor Apfelsorten mit Säulenwuchs Defizite in der Fruchtfleischfestigkeit (werden zu schnell weich), sowie einem generell niedrigen Zuckergehalt aufweisen. Die niedrigen Zuckergehalte sind vermutlich das Resultat eines schlechten Blatt-/Frucht-Verhältnisses. In Relation zu den enormen Fruchterträgen haben die Bäume einfach zuwenig Blätter, um diese genügend mit Zucker ausstaffieren zu können.

 

Auf dem Staatlichen Obstversuchsgut in Heuchlingen befinden sich derzeit über 40 Apfelneuzüchtungen mit columnaren Wuchseigenschaften in der Sortenprüfung. Vergleicht man  einmal die Situation mit der Einführung von schorfresistenten Sorten Anfangs der 90er Jahre  in den Erwerbsobstbau, so muss man feststellen, dass eine Sorte mit Potential vom Schlage eines "Topaz" noch nicht unter den Prüflingen ist. Das wird vielleicht bereits in der dritten oder vierten Tochtergeneration der Fall sein, wenn qualitativ höherwertigere und/oder selbstausdünnende Sorten mit eingekreuzt sind. Dieser züchterische Fortschritt wird relativ rasch zu erzielen sein, da Columnaren auch als Sämlinge bereits nach vier Jahren mit der Fruchtung beginnen.

 

Galahad (rechts) neben Pomgold

Galahad (rechts) neben Pomgold (Bäume mit herkömmlichem Wuchs jeweils im Hintergrund)

 

Die Unterlagen

Bezüglich der Wahl der Unterlage muss beim Anbau von Apfelsorten mit Säulenwuchs gegenüber konventionellen Sorten gänzlich umgedacht werden. Die aufgrund ihrer schwachwuchsinduzierenden Eigenschaften im Erwerbsanbau bevorzugte Unterlage M 9 erbringt mit einer columnar wachsenden Edelsorte lediglich einen Zwergbaum von einem Meter Höhe. Dieser eignet sich allenfalls für eine Kübelpflanzung auf dem Balkon, aber nicht zur Pflanzung im Freiland. Auch die Unterlagen M 26 und MM 106 sind für eine Pflanzung im Freiland ohne Pfahl noch zu schwach. Die Bäume brechen unter der Last der Früchte einfach zusammen oder fallen um. Erst ab der Unterlage M 7 sind die Bäume einigermaßen standfest und erreichen eine befriedigende Höhe von cirka 3-4 Metern. Am besten sind nach bisherigen Beobachtungen die Unterlagen MM 111 und M 25 für Pflanzungen geeignet, da sie rasch die gewünschte Baumhöhe erreichen und vor allem letztere zusätzlich die Fruchtbarkeit begünstigt. Noch stärker wachsende Unterlagen wie A 2 oder gar Sämling wurden bisher auf dem Obstversuchsgut in Heuchlingen nicht getestet, könnten jedoch für einen intensiven Mostobstanbau geeignet sein.

 

Verwendung von columnaren Apfelsorten

Über die Einsatzmöglichkeiten von Apfelsorten mit Säulenwuchs wird viel diskutiert. Das hohe Ertragspotential macht diese Baumformen natürlich auch für den Erwerbsanbau interessant. Noch stehen aber keine Sorten zur Verfügung, die den hohen Ansprüchen hinsichtlich Qualität, Lagerfähigkeit und vor allem Nachlagerungsverhalten ("Shelflife") genügen. Schon eher kommt eine Verwendung im intensiven Mostobstanbau in Betracht, da sich derartige Bäume gut für eine maschinelle Beerntung eignen. Größere Mostobstpflanzungen wurden bereits angelegt und können in den kommenden Jahren zumindest mehr Auskunft über das Ertragspotential von Columnaren geben. Schon heute stellen Apfelbäume mit Säulenwuchs eine hervorragende Möglichkeit der Rückkehr des Obstanbaus in den modernen Haus- und Kleingarten dar.

 

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